In einem Team, das auf eine nachhaltig gute Zusammenarbeit angewiesen ist, funktioniert Wettbewerb zwischen den einzelnen Teammitgliedern eher schlecht. Oft wird Wettbewerb absichtlich gefördert, um die Kollegen fit und aufmerksam zu halten, damit sie neue Ideen entwickeln und immer besser werden. Das Ergebnis ist dagegen oft Misstrauen und Ego-Kultur mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Um die erwünschte "kreative Spannung" zu erreichen, ist es meiner Meinung nach am besten, auf Kooperation statt Wettbewerb zu setzen.
Alle, die sich nun fragen, 'Wie soll ich das in der Praxis umsetzen?', sollten jetzt weiter lesen! Die folgenden Tipps passen auch zu OKRs, SMART oder jeder anderen Methode zur Zieldefinition.
Was also versteht man unter einem kooperativen Ziel? Tatsächlich sind kooperative Ziele eng mit individuellen Zielen verwandt, nur eben nicht in einer wettbewerbsorientierten Art und Weise. Das 'Dictionary of Psychology' liefert eine schöne, knackige Definition von kooperativen Zielstrukturen:
"ein Leistungssetting, das so strukturiert ist, dass Individuen ihre Ziele leichter erreichen können, wenn sie mit anderen zusammenarbeiten, anstatt gegen sie. Bei rein kooperativen Zielstrukturen kann der Einzelne nur dann erfolgreich sein, wenn auch andere erfolgreich sind."
Für Dein Team solltest Du ein gemeinsames Ziel definieren, das auf kooperative Weise erreicht wird. Denn es sind nicht immer alle gleichermaßen motiviert, "nur" ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Der kooperative Teil macht den Unterschied aus: Ich arbeite für dich, und du arbeitest für mich.
Bei der Festlegung von kooperativen Zielen muss jeder Einzelne wissen, wie er einen Beitrag leisten kann und was er selbst davon hat. Es hat sich bewährt, das kollektive Wissen und die Kreativität des Teams zu nutzen, um gemeinsame Ziele zu definieren, sozusagen in einem Bottom-up-Ansatz. Aber ist es nun schlecht, wenn Dein Team seine Ziele top-down vorgegeben bekommt? Ich denke, das hängt davon ab, welche Absicht hinter dem Zielsetzungsprozess steht. Wird das Ziel als Druckmittel oder im Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit des Teams gesetzt? Meiner Erfahrung nach würden viele auf der Arbeitsebene zustimmen, dass die Kollegen, die einen umfassenderen Blick auf das gesamte Unternehmen, die Märkte, den Wettbewerb und die Geschäftsstrategie haben (bestenfalls "die Führung"), die Richtung bestimmen sollten, in die es gehen soll.
Wenn Du als Führungskraft so eine Zukunftsvision hast, dann teile Deinem Team mit, was Ihr gemeinsam erreichen wollt. Aber versuche nicht, es zu verkaufen oder aufzuzwingen. Verfeinere das Ziel lieber gemeinsam mit dem Team.
In unserer Coaching-Praxis verwenden wir eine Technik, bei der wir die Teilnehmer bitten, detailliert zu beschreiben, wie der zukünftige Zielzustand aussieht.
Wenn Du diese Fragen stellst, werden sich die Gedanken Deiner Kollegen auf Lösungen anstatt auf Probleme ausrichten. Die Visualisierung der Gedanken mit Post-its hilft jedem, zu sehen, was die anderen Teammitglieder denken und wie sie das Ziel wahrnehmen. Gemeinsam entwickelt das Team einen optimistischen Blick auf die Zukunft und regt die Kreativität untereinander an.
Wenn Dein Ziel aktions-orientiert ist, muss das Team buchstäblich gemeinsam handeln, um es zu erreichen. Dabei kann es sich um kleine oder große Aktionen handeln, aber mit einem konkreten Ergebnis, das konkrete Auswirkungen hat. Das heißt, es reicht nicht, dass jeder seine Einstellung ändert, aber trotzdem so weitermacht wie bisher. Wenn das Ziel herausfordernd genug ist, geht es auch darum, sich anders als sonst zu verhalten und die Komfortzone zu verlassen. Und wenn die eher zurückhaltenden Teammitglieder sehen, dass ihre Kollegen hart auf das Ziel hinarbeiten, können sie gar nicht anders, als mitzumachen und zu unterstützen.
Mit einem erfahrungsorientierten Ziel kannst Du die Reise dorthin zu einem echten Erlebnis für Dein Team machen. Ich weiß, das hört sich eher wie eine Urlaubswerbung an. Aber denk' mal zurück, welche wirklichen Lernerfahrungen Du in Deiner Karriere bisher gemacht hast. Das waren wahrscheinlich nicht immer die angenehmsten oder bequemsten Kapitel Deines Arbeitslebens, aber mit Sicherheit die denkwürdigsten. Letztendlich bestimmen diese Erfahrungen, wer Du als Business Persona bist. Wenn Dein Team gemeinsam an einem Ziel arbeitet, intensivieren sich die gemeinsam gemachten Erfahrungen, weil sich die Leute darüber austauschen.
Obwohl es wichtig ist, dass Dein Ziel möglichst spezifisch formuliert ist, solltest Du Deinem Team eine gewisse Flexibilität in Bezug auf den Inhalt lassen. Es führt zu einer stärkeren Eigenverantwortung, wenn sie die Ausmaße des Ziels interpretieren und den Inhalt entsprechend anpassen müssen. Das OKR-Framework unterscheidet 3 Aspekte der Zielsetzung, die ich im Hinblick auf Flexibilität sehr hilfreich finde:
Wenn Du Dich nicht sicher genug fühlst, OKRs vollständig umzusetzen, wähle einfach aus diesen Aspekte aus - ich weiß schon, die OKR-Master da draußen werden mich dafür kreuzigen. Aber ich denke, es ist wichtiger, von einem flexiblen Ziel zu profitieren, als eine Methode fehlerfrei auszuführen.
Das Ziel sollte so definiert sein, dass Dein Team heute damit beginnen kann. Es gibt keinen Grund zu warten, keine Ausreden, keine weiteren Überlegungen, keine weiteren Probleme, die Euch aufhalten könnten. So bleibt das Team motiviert und konzentriert, denn das Ziel ist genau jetzt wichtig! Im Idealfall beginnt das Team sofort mit der Arbeit. Natürlich sollte der Zeitrahmen für die Erreichung des Ziels nicht zu lang sein, eher im Bereich von ein paar Wochen. Andernfalls macht das "Hier & Jetzt" keinen Sinn, denn es spielt keine Rolle, ob Ihr morgen oder übermorgen mit der Arbeit an Eurem Jahresziel beginnt - bis es zu spät ist! 😉 Wenn Ihr längerfristige Ziele verfolgt, unterteilt sie in mehrere "Hier & Jetzt"-Ziele.
Ich bin mir sicher, sobald Ihr ein kooperatives Teamziel erarbeitet habt, wird es seine Kraft entfalten. Umso mehr, wenn Du es als Ziel für einen Collaboration Sprint einsetzt. Der Sprint bietet eine planbare Struktur mit festen Zeitrahmen und gezielten Events, die dem Team helfen, sich voll und ganz auf das Ziel zu konzentrieren. Wenn Du mehr dazu wissen möchtest, lies meinen vorherigen Artikel. Wenn Du diesen Artikel interessant fandest, teile ihn bitte. Oder lass uns wissen, wenn Du Fragen oder Anregungen aus Deiner eigenen Erfahrung hast. Wir freuen uns über jedes Feedback.